Donnerstag, 16. Februar 2017
Montag der 10. Oktober 2016
Es ist kurz vor 7:00 Uhr Früh. Das Handy klingelt, Mama lese ich am Display. Kurzatmig und angespannt - der Dauerzustand seit vielen Monaten - nahme ich das Gespräch an. Weinerlich höre ich meine Mama sagen, Andrea der Papa ist heute Früh gestorben. Seit diesem Satz warte ich daß ich von diesem besch..... Traum aufwache.
Wir sollen ins Krankenhaus. Ich will auch rein. Ihn nochmal sehen, oder nehmen wir ihn jetzt mit? Wirr läuft ein Film nach dem Andern in meinem Kopf ab. Weinen, Duschen, anziehen, warten daß ich wach werde, ich kneife mich, oh nein, ich bin wirklich wach. Nein, das stimmt nicht. Ich träume doch oft so unglaublich real und erschreckend. Das muß ein Traum sein. Ich heule. Denke darüber nach leiser zu sein. Die Nachbarn wurndern sich ja sonst. Mechanisch und viel zu geordnet mache ich Handriff um Handgriff, schnellsmöglich. Werde fertig. Ich muß mich vom Dienst abmelden? Und muß ich da trotzdem hin, muß Mami fragen. Ich kenne mich nicht aus. Was passiert jetzt? Was ist heute noch alles zu machen? Fahre ich dann zum Dienst? Darf ich da einfach absagen? Was denkt Mama dann, daß ich gleich aufgebe?
Wie sehe ich aus, würde Papa das gefallen? Muß gepflegt sein, darauf legt er immer Wert, passt meine Handtasche zu den Schuhen?ja, die Handtasche hat ihm gefallen, irgendwann zuletzt im Krankenhaus hat er gesagt, Deine Tasche? WoW!!
Fahre mit dem Auto zum Elternhaus. Sehe kein Auto von irgendjemanden sonst der Familie. Die Hoffnung keimt es war doch ein Traum. Hirngespinnst.... Drinnen im Haus wartet Mama und Cindy, unsere geliebte so hilfreiche Hundedame. Mama und ich umarmen uns, bin in Trance. Mama erzählt wie das Krankenhaus angerufen hat, um 05:00 soll er verstorben sein. Einfach eingeschlafen?! Mama sagt sie war exakt zu dieser Zeit wach und wurde irre nervös. Hat etwas gespürt, etwas passiert jetzt.
War er alleine? Weiß keiner. Wo ist er genau? Im Zimmer, einem Raum für die grad Verstorbenen? Alleine? Keiner weiß was. Dazwischen hab ich am Telefon meine Schwester auf Skype. Ist grade zur Arbeit gekommen, wie Mama sie angerufen hat war sie grad auf der Autobahn. Sie fährt gleich wieder zurück, nach Hause, ins Elternhaus.
Langsam wird es Wahrheit statt Traum. Verdammt. Mein Bruder kommt mit seiner Nichte. Alle umarmen sich, weinen, trösten sich, ich umarme meine Nichte, sag ihr Opa war so stolz auf dich. War!!!! Mein Gott, es stimmt jetzt wirlich.
Wir bereden uns, wer fährt ins Krankenhaus. Alle, also Frau und Kinder. Schwägerin und Nichte bleiben beim Hund.
Ich will mit meinem Auto fahren. Viel zu klein für alle, Fahren wir mit Papas Wagen, seinem Stolz! Nein, darf keiner mehr anfassen, fällt jetzt in die Verlassenschaft. Muss vom Notar alles geregelt werden. Die nächsten Tage!
Sag meiner Dienststelle ich komme heute nicht. Papa verstorben, mein Gott, das ist jetzt wirklich wahr!! Verflucht!
Komische Stimmung im Haus. Mama holt eine Mappe raus, alle Unterlagen um den Papa als ¨gestorben¨ zu melden, Fotos, welches nehmen wir für die Sterbeanzeige? Sie ist so vorbereitet. Hat alles schon gerichtet. Gewusst es passiert. Alle haben wir es gewusst. Trotzdem, er fehlt !!!

Ich erzähle hier diese Geschichte, mein Versuch es zu verarbeiten, meine Hoffnung vielleicht von jemandem zu erfahren, wie verarbeitet das mein Kopf, wann? Aber ich will es nicht ¨abhaken¨ ich will darüber mein Leben lang traurig sein.... Danke für eventuelle Worte die helfen.

... comment

 
Hallo,
mein Vater starb vor etlichen Jahren mit 45 Jahren. Ich war damals 22 und nicht zu Hause.
Mein Vater war auch im Krankenhaus, doch es hieß, nur ein paar Tage, dann sollte er wieder nach Hause kommen.
So bin ich, nach langer Zeit mal wieder, ein paar Tage weggefahren.
Mein Vater hatte eine unheilbare Krankheit, doch er hätte noch damit leben können.
Er bekam eine Lungenentzündung und verstarb im Krankenhaus total unerwartet.Ich konnte ihn nicht mehr sehen. ..
Auch meine Mutter wachte nachts auf, um die Zeit, als es passierte.
Viele Jahre habe ich gehadert, weil ich nicht da war, obwohl mir jeder gesagt hat, man konnte es nicht ahnen.
Erst als ich es mir selber verzeihen konnte, ging es mir besser.
Meine Mutter fand später noch einmal einen neuen, sehr lieben Lebensgefährten, mit dem sie noch einmal 20 schöne Jahre verbringen durfte, bevor auch er im letzten Jahr uns verlassen hat.
Doch die Traurigkeit, ohne unseren Vater zu sein, ist niemals verschwunden
Sie hält auch heute noch an.
Nicht so, wie am Anfang, doch er ist immer in unseren Gesprächen präsent, das geht einfach nicht anders.
Ich konnte es nie abhaken, sicher verarbeitet man es, legt es zur Seite und räumt es von einer Ecke in die andere.
Aber da ist es eigentlich immer...
Das sind meine Erfahrungen, ob es hilfreich ist, weiß ich nicht, aber ich wünsche alles Liebe und - es dauert sicher seine Zeit...
LG, Septemberwind

... link  

 
es ist immer zu früh...
Egal ob der geliebte Mensch 20, 40 oder 80 war oder ? Tut mir leid daß Du dir diese Gedanken aufbürden musst, wäre cih nicht weggefahren. Hoffe du kannst damit umgehen, und spüren daß du nichts falsches gemacht hast.

... link  


... comment
 
Hey

Mein Vater ist auch vor etwa eineinhalb Jahren gestorben, allerdings ohne Vorwarnung oder Krankheit von einem Tag auf den anderen.
Die letzten Tage waren Grillen im Garten - Kirmes - ruhiger Sonntag - Arbeit, 8 Uhr plötzlicher Herztod, erste Hilfe, Wiederbelebung, Ende.
Ich war etwas älter als 19. Mein Vater 59.

Ich hab damals ganz anders reagiert als du jetzt scheinbar. Bei mir hat kein Wort geholfen, auch meine Mutter nicht. Wir mussten irgendwie zusammen alleine damit klarkommen. Wir haben zusammen gewohnt und er hat einfach überall gefehlt.
Ich bin immer noch traurig, kann mich an die ersten 3-4 Monate nach dem Tod kaum erinnern und vermisse ihn immer noch oft.
Das Vermissen hört auch nie wieder auf, Uni-Abschluss, Hochzeit oder sowas muss alles ohne ihn.
Das ist traurig. Aber ich hatte und habe meinen Pa einfach so lieb und kann mich immer nur an schöne Augenblicke erinnern, so einfach sie auch gewesen sein mochten.
Versuche einfach, so etwas zu erinnern, anstatt immer darüber traurig sein zu wollen. Das passiert von ganz allein

... link  

 
können Worte helfen
Glaube gar nicht das Worte helfen. Finde das sind alles Floskeln... vielleicht eher das erfahren wie andere damit umgehen, dass es in Ordnung ist sich damit zu beschäftigen. Ich weiß gar nicht was ich mir erwarte, das Niederschreiben tut mir gut, weil ich das Gefühl habe, ich kann das auch in 5 Jahren wieder lesen und werde so nichts, nicht daskleinste Detail vergessen können. Das finde ich bin ich meinem Papa schuldig. Und vielleicht lernen wir daraus unseren Menschen immer gleich zu sagen wie lieb wir sie haben....

... link  


... comment